Es ist zum Mäuse melken

Ab Mittwoch lief es leider nicht mehr so gut. Der Tag war ein wenig erfolgreicher Tag. Wir haben zu ende Wäsche gewaschen, mit Hand und auf dem Waschbrett natürlich, ansonsten wurden uns in zwei Fenster Glas eingebaut – ansonsten bestehen die Fenster nur aus Bretterverschlägen bzw. als einfache Öffnung. Wir kamen zu wenig produktiven am Tag, der Donnerstag sah ähnlich aus. Ständig kamen Menschen vorbei oder wir mussten Dinge erledigen. Zudem hatte ich starke Kopfschmerzen, die ich mir nicht erklären konnte.

Am Donnerstag-Abend war dann die erste richtig blöde Situation. Wir unterhielten uns gerade über die ganzen Mäusekötteln in der Wohnung und zwei Tage zuvor hatten wir uns gefragt, wer denn die restlichen 3 Kekse wohl gegessen haben mag. Wir wussten, dass es hier Mäuse und Ratten gibt, doch außer ihren Kötteln bekamen wir sie noch nicht zu Gesicht. Doch gegen halb 11, wir hatten gerade unsere erste köstliche Flasche des Rums Flor de Caña geleert, zeigte sie sich. Die riesige Maus oder vielleicht war es doch eine kleinere Ratte, kam aus einem Loch aus der Decke direkt neben Julias Kopf am Kopfende des Bettes und lief paar mal durchs Zimmer und verschwand wieder, um sich wenige Minuten wieder zu zeigen. Wir zwei konnten wenig Begeisterung für das Vieh aufbringen und rannten zunächst schreiend aus dem Raum. Mäuse in der Wohnung ok…, aber direkt neben dem Kopf und dann doch so groß wie eine Ratte?! Das war uns zu viel, angeekelt und angespannt schliefen wir beide in meinem Bett. Die Maus rannte die ganze Nacht noch deutlich hörbar über uns auf dem Boden hin und her und die Köttel waren am Freitag morgen wieder in der ganzen Wohnung verteilt. Eine am Vorabend getötete Kakerlake war auch verschwunden. Unsere Lebensmittel bewahren wir schon seit Anfang an in einem verschlossenen Eimer beziehungsweise im Kühlschrank, sonst hätten wir ein viel größeres Kakerlaken-Problem. Am Freitag Morgen konnten wir uns immer noch nicht so recht beruhigen und bitteten unsere Vermieterin, doch das Loch in der Decke schließen zu lassen. Sie schloss es ein paar Tage später, doch leider schafft es die Maus immer noch aus einem anderen (winzigen) Loch in Julias Zimmer in das Schlafzimmer zu gelangen und ihr Weg führt dabei immernoch direkt an Julias Kopf vorbei. Eventuell werden wir Gift auslegen, aber dann werden sicherlich neue Mäuse kommen und die toten Mäuse auf dem Dachboden würden uns auch keine Freude sein…! Inzwischen glauben wir zudem fest, dass es mehrere Mäuse sind und mindestens eine davon eine Ratte. L

Unsere schlechte Stimmung wurde am Freitag Morgen jedoch noch getoppt: Juan Carlos kam noch einmal kurz vorbei um sich von uns zu verabschieden. Er geht zurück nach Mexiko zum Studium, er hatte nur 15 Tage Urlaub. In seinem Abschlusssatz sagte er, dass er uns ungern alleine lässt, wir werden das zwar schon irgendwie machen, aber sind „eben nicht die Besten“… diese Aussage traf uns tief und demotivierte und sehr. Das Problem ist, dass die Stipendiaten von ASA ausgesucht werden, jedoch auf der Grundlage der Ausschreibung der Partnerorganisation (COOSIPBAA, Juan Carlos). Wir bewarben uns auf ein Projekt, welches in den Kategorien „soziale Kommunikation“, „Strategieplanung“ und „ländliche Entwicklung“ ausgeschrieben war, daran haben Julia und ich bereits Berufserfahrungen beziehungsweise die Schwerpunkte im Studium gewählt. Zudem versteht sich ASA als ein „Lern-Programm“ und nicht eine Programm für Professionelle. Unser Projekt, so wie es jetzt von uns durchgeführt wird, behandelt überwiegend Details der Tropenforstwirtschaft und hat wirklich einen hohen Anspruch, zudem sprechen wir die lokale Sprache nicht. Das Projekt hat einen hohen Anspruch und wir fühlen uns jetzt sehr allein gelassen und nicht unfair behandelt. Wir sind demotiviert und frustriert und das ist nicht der beste Start in ein eigenes Projekt. Wir denken, wir haben uns auf ein anderen Projekt beworben, zudem kann von uns als Europäerinnen nicht unbedingt verlangt werden, dass wir Mískito sprechen und wir uns mit der Tropenforstwirtschaft von RAAN auskennen können. Niemand würde also das aktuelle Projekt besser machen können als lokale Studierende. Natürlich lesen wir uns intensiv ein in die Problematik und wir denken auch, dass wir die 15 Workshops gut machen werden, aber derzeit sind wir, vielleicht verständlicherweise, nicht ganz zufrieden mit unserem Projekt.

Der Tag wurde damit etwas besser, dass wir auf Tipp des Pastors Earl der Kirche um uns herum, einen pensionierten Mískitu-Professor aufsuchten, der uns in den kommenden 3 Monaten hier ein bisschen die indigene Sprache beibringen wird. Leider erwischte uns der Monsun-Regen – und es regnete fast den ganzen restlichen Tag – so dass wir klitschnass dort ankamen. Das einzige positive am Regen ist, dass es zur Abwechslung mal abkühlt. Das Negativste daran ist, dass nach dem Regen die ganzen Moskitos larven und die Plage noch größer wird – ich bekomme trotz intensiven Mückenschutz (lange, weiße und imprägnierte Kleidung, Repellente, Socken, Mückennetz) bis zu 5 oder 6 Stichen an einem Tag. Und vor Angst davor an Malaria oder dem Denguefieber zu erkranken sogar schon Phantom-Schmerzen und Wehwehchen. Allerdings ließen meine starken Kopfschmerzen bis dato auch nicht nach.

Hier noch ein Nachtrag, unser Haus und unsere Strasse in Puerto Cabezas. Die Stadt ist leider nicht sicher genug um dort richtige Fotos machen zu koennen.

bilwi

Puerto Cabezas

haus-2-klein.JPG

Vorderseite

haus-klein

Rueckseite

 

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