Das öffentliche Krankenhaus

Freitag Abend hatte ich sehr starke Kopfschmerzen und die Nacht auf Samstag wachte ich immer wieder schweißgebadet und mit stechendem und pochendem Kopf auf. Ich nahm Ibuprofen und maß sicherheitshalber meine Temperatur, sie lag meisten mit 37,4 etwas erhöht. Am Samstag Mittag  wollten wir gemeinsam mit Carmen in den einzigen Supermarkt Bilwis gehen, denn Samstags kommt immer frische Ware. Der Hurrikan Felix zerstörte 2006 die wenigen bestehenden Fruchtbäume der Karibik, so dass hier nur noch Tomaten, Bohnen, Reis, Kochbananen, Zwiebeln, Gurken, Yucca und hin und wieder Mangos oder anderes Gemüse zu kaufen ist. Somit muss alles vom Pazifik importiert werden, die schlechte Straße ermöglicht das nur einmal die Woche. Zusätzlich ist das Angebot aufgrund des sozialistischen Systems begrenzt und es werden quasi nur mittelamerikanische Waren hier vertrieben. Es gab somit ein großes Gerangel im Supermarkt um das frische Gemüse , wie rote Beete und das wenige Obst wie Melone, Mango oder Maracuya. Am Montag war der Supermarkt schon wieder fast leer von frischen Obst oder Gemüse, wie früher in der DDR 😉 Es gab wieder quasi nur Bohnen und Reis zu kaufen, und wir können diese typische Essen es jetzt schon nicht mehr sehen. Wir ernähren uns beide vegetarisch, da ist die Auswahl noch kleiner. Zudem hängt das Kuh- und Schweinefleisch auch bei 35 Grad noch ungekuehlt in der Sonne und verbreitet einen sehr unangenehmen Geruch. Die gestern überall in der Stadt kaufbaren Riesenschildkröten wollen wir schon gar nicht essen, vielleicht bekomme ich mal eine fotografiert.

Der Einkauf schaffte mich sehr, meine Kopfschmerzen waren ungehörig und inzwischen kamen Gliederschmerzen hinzu und ich stand richtig neben mir. Zuhause fiel ich erst einmal ins Bett. Ich hatte den Tag nichts gegen die Schmerzen genommen und ich maß gegen halb 10h Abends nochmal meine Temperatur: 39, 6. Ich geriet ziemlich in Panik, immerhin waren starke Kopfschmerzen, Fieber und Gliederschmerzen sowohl von Malaria als auch vom Denguefieber die Hauptsymptome und da ich zuvor die Tage Ibuprofen genommen hatte, welche auch Fieber senkend wirkte, machten wir uns große Sorgen. Leider ist die Gesundheitsversorgung in Puerto Cabezas eher mangelhaft. Am Wochenende hat nur das öffentliche Krankenhaus offen. Wir entschieden uns trotz der Uhrzeit noch mit dem Taxi ins Krankenhaus zu fahren, normalerweise verlassen wir das Haus nicht mehr in der Dunkelheit. Das Krankenhaus liegt zudem in einem nicht ungefährlichen Stadtviertel, dort liefen dann auch nachts wirklich viele gruselige Gestalten herum. Alle Behandlungen im sozialistischen Krankenhaus sind gratis, dementsprechend waren dort vor allem die unteren Einkommensgruppen anzutreffen. Der junge und ziemlich unangenehme Dr. Enrique nahm mich auf, ich musste mich im Vorraum freimachen zum Fiebermessen unterm Arm. Er guckte mich nur total abgeklärt, arrogant und leicht kopfschüttelnd an, als er meine Temperatur feststelle und schickte mich ins Labor zum Blutmessen. Sein Verhalten beruhigte mich nicht gerade. Das Labor befand sich auf der anderen Seite des dreckigen Innenhofs, auf dem Weg dorthin kreuzte sich unser Weg mit dem eines Straßenhundes. Es waren Frauenschreie von Geburten und Babyweinen zu hören. Im Labor wurde mir Blut abgenommen. Der Laborant nahm einen Latexhandschuh, aber nicht um ihn anzuziehen, sondern um mir damit meinen Arm abzuschnüren. Die Spritze rammte er mir sehr unsanft in die Sehne, mein Arm ist 3 Tage später noch tiefblau. Anschließend durfte ich mir in der Apotheke kostenfrei Schmerz- bzw fiebersenkende Mittel (Paracetamol) abholen. Dann hieß es eineinhalb Stunden auf das Ergebnis des Malariatest zu warten. Um die Tabletten runterzuspülen mussten wir das Krankenhausgelände verlassen und an einer Tienda Wasser kaufen. Dort stank es unglaublich nach Urin und ein dicker, nur halbbekleideter Mann konnte sein Macho-Gehabe auch um diese Urzeit und bei deutlich fertig-aussehenden Europäerinnen nicht lassen. Eine verwirrte Frau wuselte um uns herum, von diesen Personen gibt es in Puerto Cabezas viele, da es ein Umschlagplatz für Kokain aus Kolumbien ist, vor allem in der unübersichtlichen Regenzeit und mit Hilfe der Langustentaucher. Angeblich hat sich diese Situation in den vergangen zwei Jahren etwas verbessert.

Die Paracetamol wirkte zum Glück recht schnell. Neben der Warte-Bank im Innenhof befand sich ein Frauenschlafsaal, es lagen 8 oder mehr Frauen darin, die abwechselnd vor Schmerzen stöhnten. Ich wollte auf die Toilette gehen, allerdings war diese von Wasser überschwemmt, hatte kein Licht, kein fließend Wasser und keine Tür. Ich überraschte eine Frau am Tropf darin. Ich überlegte es mir anders und verkniff es mir. Kurz nach 12 konnte ich dann mein Ergebnis im Labor abholen, der Laborant hatte es zusammengefaltet und übergab es mir mit einer Entschuldigung. Mein Herz sank noch viel tiefer in die Hose, ich war klitschnass vor Aufregung (und Fieber). Im Hauptgebäude drückte ich das Resultat einem nicht so arroganten Arzt wie Dr. Enrique in die Hand, er behandelte mich nicht so abfällig. Zu unserer Erleichterung fiel der Malaria-Test negativ aus, die Blutwerte sprachen jedoch auch nicht für Dengue. Um ein Ursache für mein Fieber und die Schmerzen herauszufinden, sollte ich noch eine Urinprobe abgeben, die ich am nächsten Morgen abholen sollte. Es war allerdings kein Becher mehr da, so drückte mir der Arzt ein Röhrchen in die Hand. Das war wirklich der Höhepunkt dieses gruseligen Krankenhaus-Aufenthaltes! Im Dunkeln, mit wackeligen Beinen, fiebrig, auf einem Klo ohne Klobrille, im Wasser stehend in ein Röhrchen mit etwa 1cm Durchmesser pinkeln… Aber nach dem negativen Bluttest, wenn auch noch ohne eine Erklärung für mein Fieber, konnten wir herzlich darüber lachen. Kurz nach 1 waren wir Zuhause und gegen 2 Uhr im Bett. Aber auch die kommende Nacht war nicht wirklich erholsam und mich quälten Fieberträume und ich wachte häufig schweißgebadet auf.

Am kommenden Morgen standen wir vollkommen gerädert auf und fuhren wieder ins Krankenhaus, dieses war nun am Tag proppenvoll. Wir gingen schnurstracks ins Labor und holten meinen Test ab. Das Hauptgebäude war voll von Notfällen, ich musste durch einen offenen Behandlungsraum, in dem einem etwa fünfjährigen gerade bei vollen Bewusstsein und scheinbar ohne Betäubung der halbe Fuß amputiert wurde. Er schrie so grausam, es fuhr mir richtig durch Mark und Bein. Nach etwa zehn Minuten schaute sich endlich ein sehr junger Arzt mein Resultat an – es konnte nicht gefunden werden, weshalb er Malaria und Dengue wieder mit als mögliche Krankheiten einschloss, denn beide haben Inkubationszeiten von 6 bis 10 Tagen. Ich musste mich in die Mitte des Raumes auf eine Liege setzen zum erneuten Fiebermessen. Neben mir lagen ein unansprechbarer älterer Mann und eine angeschwollene Frau (wahrscheinlich ein Skorpion-Biss). Der junge Arzt wusste nicht so recht weiter und riet mir, ein paar Tage abzuwarten, ob zum Beispiel Symptome wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Blut aus dem Mund und der Nase hinzukommen oder das Fieber weiter ansteigt. Während des Gespräch verliess er uns mehrfach wegen Notfällen, das Kind 5 Meter weiter schrie immernoch. Kurz bevor wir gehen wollten, verlor der Arzt noch mein Blutergebnis, zum Glück hatte das Labor noch eine Mitschrift. Auch wenn ich sehr beunruhigt war kein Ergebnis zu haben, waren wir doch sehr froh dieses Krankenhaus endlich wieder verlassen zu dürfen. In der Nacht hatte ich leider keine Kamera dabei, doch am Morgen habe etwas ich mit der Digicam fotografiert.

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Die Vorderseite des Krankenhauses

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Der Innenhof, mit Blick auf das Labor

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… der stand im Gang, ich hoffe ausrangiert

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Die Toilette (bei Tageslicht)

Den Sonntag ging es mir nicht so gut, ich war sehr beunruhigt und die Telefonate nach Deutschland verunsicherten mich nur noch mehr. Die Nacht auf Montag war wieder wenig erholsam. Das Fieber, die Mäuse und Ratten und dann ging es nun auch Julia schlecht, sie musste sich mehrfach übergeben in der Nacht. So gingen wir am Montag Morgen gemeinsam in die Privatklinik Sika Kakayra, Carmen hatte sie uns empfohlen. Dort kostete das Beratungsgespräch sowie jeder einzelne Test und die Medikamente Geld, aber es war es mir absolut wert. Die Klinik war eigentlich mehr eine Praxis, mit einem Arzt, einer eigenen Pharmazie und einem Labor. Dr. Fausto war sehr nett, er freute sich über uns Europäerinnen, er war selbst mit Hilfe der sozialistischen Beziehungen in der UDSSR gewesen. Der Pharmazeut sprach uns mit ein paar Brocken Deutsch an, er war bis 1989 in der DDR und erlebte sogar den Mauerfall mit. Dr. Fausto tastete unsere Bäuche ab und erklärte uns genau wie das Fieber bei Malaria oder bei Dengue aussieht und welche Organe geschwollen sind. Allein nach meiner Beschreibung konnte er beides ausschließen. Malaria führt zu viel höherem Fieber, das auch ausschließlich nachts auftritt. Zudem wird es von Schüttelfrost begleitet, die Leber ist geschwollen und schmerzt und die Person ist teilweise nicht mehr ansprechbar. Das Denguefieber tritt ebenfalls erst ab rund 16 Uhr auf. Wir Europäerinnen würden zudem viel stärker auf Dengue reagieren als die lokale Bevölkerung, da wir keinerlei Abwehrmechanismen dagegen haben. Beide Fieberformen würden wir nicht durch Paracetamol oder Ibuprofen senken können. Das Blutergebnis ergab, das Julia eine bakterielle Infektion hatte, sie bekam Antibiotikum verschrieben. Ihr ging es einen Tag später wieder fast gut. Ich habe eine Virusinfektion, dagegen kann ich nichts machen außer Blut-verbesserndes Serum zu trinken und Vitamine zu schlucken. Zudem wurde mir verordnet ganz viel zu trinken. Ich bekam eine andere Form von Paracetamol verschrieben und darf nun abwarten bis mein Immunsystem wieder ausreichend gestärkt ist gegen die Viren. Den Montag ging es mir dann nach der vielen Flüssigkeit wieder relativ gut, in der Nacht und am Dienstag jedoch wieder schlechter. Ein Test meiner Thrombozyten am Dienstag ergab, dass meine Werte schon wieder etwas besser sind, aber ich mich noch eine Weile auskurieren sollte. Somit fuhr Julia Dienstag alleine in die Comunidades und ich bin alleine im Haus geblieben. Naja alleine… ich habe ja die ganzen Insekten und Mäuse und Ratten :/

Es ist zum Mäuse melken

Ab Mittwoch lief es leider nicht mehr so gut. Der Tag war ein wenig erfolgreicher Tag. Wir haben zu ende Wäsche gewaschen, mit Hand und auf dem Waschbrett natürlich, ansonsten wurden uns in zwei Fenster Glas eingebaut – ansonsten bestehen die Fenster nur aus Bretterverschlägen bzw. als einfache Öffnung. Wir kamen zu wenig produktiven am Tag, der Donnerstag sah ähnlich aus. Ständig kamen Menschen vorbei oder wir mussten Dinge erledigen. Zudem hatte ich starke Kopfschmerzen, die ich mir nicht erklären konnte.

Am Donnerstag-Abend war dann die erste richtig blöde Situation. Wir unterhielten uns gerade über die ganzen Mäusekötteln in der Wohnung und zwei Tage zuvor hatten wir uns gefragt, wer denn die restlichen 3 Kekse wohl gegessen haben mag. Wir wussten, dass es hier Mäuse und Ratten gibt, doch außer ihren Kötteln bekamen wir sie noch nicht zu Gesicht. Doch gegen halb 11, wir hatten gerade unsere erste köstliche Flasche des Rums Flor de Caña geleert, zeigte sie sich. Die riesige Maus oder vielleicht war es doch eine kleinere Ratte, kam aus einem Loch aus der Decke direkt neben Julias Kopf am Kopfende des Bettes und lief paar mal durchs Zimmer und verschwand wieder, um sich wenige Minuten wieder zu zeigen. Wir zwei konnten wenig Begeisterung für das Vieh aufbringen und rannten zunächst schreiend aus dem Raum. Mäuse in der Wohnung ok…, aber direkt neben dem Kopf und dann doch so groß wie eine Ratte?! Das war uns zu viel, angeekelt und angespannt schliefen wir beide in meinem Bett. Die Maus rannte die ganze Nacht noch deutlich hörbar über uns auf dem Boden hin und her und die Köttel waren am Freitag morgen wieder in der ganzen Wohnung verteilt. Eine am Vorabend getötete Kakerlake war auch verschwunden. Unsere Lebensmittel bewahren wir schon seit Anfang an in einem verschlossenen Eimer beziehungsweise im Kühlschrank, sonst hätten wir ein viel größeres Kakerlaken-Problem. Am Freitag Morgen konnten wir uns immer noch nicht so recht beruhigen und bitteten unsere Vermieterin, doch das Loch in der Decke schließen zu lassen. Sie schloss es ein paar Tage später, doch leider schafft es die Maus immer noch aus einem anderen (winzigen) Loch in Julias Zimmer in das Schlafzimmer zu gelangen und ihr Weg führt dabei immernoch direkt an Julias Kopf vorbei. Eventuell werden wir Gift auslegen, aber dann werden sicherlich neue Mäuse kommen und die toten Mäuse auf dem Dachboden würden uns auch keine Freude sein…! Inzwischen glauben wir zudem fest, dass es mehrere Mäuse sind und mindestens eine davon eine Ratte. L

Unsere schlechte Stimmung wurde am Freitag Morgen jedoch noch getoppt: Juan Carlos kam noch einmal kurz vorbei um sich von uns zu verabschieden. Er geht zurück nach Mexiko zum Studium, er hatte nur 15 Tage Urlaub. In seinem Abschlusssatz sagte er, dass er uns ungern alleine lässt, wir werden das zwar schon irgendwie machen, aber sind „eben nicht die Besten“… diese Aussage traf uns tief und demotivierte und sehr. Das Problem ist, dass die Stipendiaten von ASA ausgesucht werden, jedoch auf der Grundlage der Ausschreibung der Partnerorganisation (COOSIPBAA, Juan Carlos). Wir bewarben uns auf ein Projekt, welches in den Kategorien „soziale Kommunikation“, „Strategieplanung“ und „ländliche Entwicklung“ ausgeschrieben war, daran haben Julia und ich bereits Berufserfahrungen beziehungsweise die Schwerpunkte im Studium gewählt. Zudem versteht sich ASA als ein „Lern-Programm“ und nicht eine Programm für Professionelle. Unser Projekt, so wie es jetzt von uns durchgeführt wird, behandelt überwiegend Details der Tropenforstwirtschaft und hat wirklich einen hohen Anspruch, zudem sprechen wir die lokale Sprache nicht. Das Projekt hat einen hohen Anspruch und wir fühlen uns jetzt sehr allein gelassen und nicht unfair behandelt. Wir sind demotiviert und frustriert und das ist nicht der beste Start in ein eigenes Projekt. Wir denken, wir haben uns auf ein anderen Projekt beworben, zudem kann von uns als Europäerinnen nicht unbedingt verlangt werden, dass wir Mískito sprechen und wir uns mit der Tropenforstwirtschaft von RAAN auskennen können. Niemand würde also das aktuelle Projekt besser machen können als lokale Studierende. Natürlich lesen wir uns intensiv ein in die Problematik und wir denken auch, dass wir die 15 Workshops gut machen werden, aber derzeit sind wir, vielleicht verständlicherweise, nicht ganz zufrieden mit unserem Projekt.

Der Tag wurde damit etwas besser, dass wir auf Tipp des Pastors Earl der Kirche um uns herum, einen pensionierten Mískitu-Professor aufsuchten, der uns in den kommenden 3 Monaten hier ein bisschen die indigene Sprache beibringen wird. Leider erwischte uns der Monsun-Regen – und es regnete fast den ganzen restlichen Tag – so dass wir klitschnass dort ankamen. Das einzige positive am Regen ist, dass es zur Abwechslung mal abkühlt. Das Negativste daran ist, dass nach dem Regen die ganzen Moskitos larven und die Plage noch größer wird – ich bekomme trotz intensiven Mückenschutz (lange, weiße und imprägnierte Kleidung, Repellente, Socken, Mückennetz) bis zu 5 oder 6 Stichen an einem Tag. Und vor Angst davor an Malaria oder dem Denguefieber zu erkranken sogar schon Phantom-Schmerzen und Wehwehchen. Allerdings ließen meine starken Kopfschmerzen bis dato auch nicht nach.

Hier noch ein Nachtrag, unser Haus und unsere Strasse in Puerto Cabezas. Die Stadt ist leider nicht sicher genug um dort richtige Fotos machen zu koennen.

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Puerto Cabezas

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Vorderseite

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Rueckseite

 

Eine Woche Nicaragua

Vergangene Woche Dienstag sind wir, das heißt Julia meine Tandem-Partnerin im ASA-Programm und ich in Managua gelandet. Wir hatten eine umständliche Reise: Berlin-London-Washington-Miami-Managua. In London klappte alles, doch in Washington hatten wir nur 2 Stunden Umsteigezeit. Wir standen zunächst einmal mehr als eine Stunde in der Migration, vordrängeln war nicht. Mit dem Stempel im Pass begann dann die Rennerei: Gepäck holen und zum Schalter – denn wegen Wechsel von British Airways zu American Airlines hatten wir noch nicht mal eine Bordkarte für den Flug wenige Minuten später. Und das Gepäck musste auch noch wieder neu aufgegeben werden. Die schlecht gelaunte Frau am Schalter machte uns wenig Hoffnung den Flieger noch zu erreichen, aber mit den Tickets in der Hand begann dann wieder die Rennerei. Diesmal drängelten wir uns etwas unfreundlich in der Sicherheitskontrolle vor, die uns allerdings viel Zeit kostete; Schuhe ausziehen und Julia rannte zum großen Ärgernis der Beamtin erst einmal durch den Nacktscanner und ihr Handgepäck musste auch zweimal durchgeleuchtet werden. Weiter ging es in den Flughafen-Zug und rennend drei Stockwerke nach oben. Völlig durchgeschwitzt – zur Einstimmung auf die Karibik – erreichten wir unser Gate und gerade noch so unseren Flieger. Wir waren uns sicher, dass unser Gepäck es nicht geschafft hat. In Miami hatten wir dann 1 Stunde Wartezeit am Flughafen, bis wir wieder in das gleiche Flugzeug steigen konnten und dann nach rund 26 Stunden unser Ziel Managua erreichten. Zu unserer Erleichterung schaffte es auch unser Gepäck.

Das Klima in Managua war heiß und feucht, die Nacht neben der Hitze nervtötend, da das Hostel scheinbar die Nachtruhe seiner Gäste nicht sehr schätzt und von 3 bis 4 morgens Autos direkt neben unserem Fenster umparkte. Den Mittwoch verbrachten wir dann mit Sightseeing in Managua. Nicaraguas Hauptstadt ist eine sehr grüne Stadt an einem gefühlt meeresgroßen See. Die rund 1 Millionen Menschen „kleine“ Stadt ist kaum spektakulär, an einem Tag war alles zu sehen. Das Zentrum wurde 1972 von einem Erdbeben fast vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut. So besteht die Stadt heute nur aus verstreuten, gefühlt „suburbanen“ Vierteln und Shoppingzentren (ohne Supermärkten). Da Laufen im ausgestorbenen und überwiegend brachliegenden Zentrum unsicher ist, wollten wir mit dem Bus zur Seepromenade fahren. Wir verpassen jedoch die Station und fuhren unfreiwillig rund 1 Stunde durch die Stadt, bis wir auf der Rückfahrt doch noch an unserem Ziel amkamen. Am Wasser befand sich ein Freizeitpark, ganz in Werbung Ortegas (FSLN/ die Sandinistische Partei, die linke Partei Nicarguas, die eng mit Venezuela (bzw. bis vor kurzen vor allem mit Hugo Chavez und der ALBA) zusammenarbeitet).

Anschließend stiegen wir auf den Loma de Tiscapa, der eine schöne Aussicht über Managua bot und Ausstellungen der Sandinisten beziehungsweise der linken Revolution in den 1970ern zeigte. Von dort hatten wir einen schönen Blick über die Stadt und auf den See.

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Managua

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Managua

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Managua

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Managua

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Managua

Am Donnerstag ging unser Flug nach Puerto Cabezas, in der Sprache der Miskito Bilwi genannt, unserem Wohnort für die kommenden 3 Monate in der Karibik, in der (indigenen) Region Autónoma del Atlantico Norte (RAAN). Der Flughafen bestand nur aus einem Vor- und einem Warteraum. Wir mussten wir uns mitsamt unserem Gepaeck auf die Waage stellen und rund 2 Stunden länger warten, denn leider hatten wir das Pech, dass die 25-Personen Maschinen nicht in Betrieb waren an diesem Tag und wir mit 12-Personen-Propeller-Maschienen den knapp zweistündigen Flug durch Regenwolken in Angriff nehmen mussten. Die 2 Stunden waren wirklich alles andere als entspannend, die Turbulenzen machten uns keinen schönen Flug über den Regenwald. Die Maschine lag wirklich so unangenehm in der Luft, dass wir jetzt schon Angst vor unserem Rückflug im Oktober haben. RAAN ist unter anderem aufgrund der Autonomie und als ökonomisch schwächste Region Nicaraguas infrastrukturell kaum erschlossen. Es besteht nur eine unasphaltierte und dadurch nicht ganzjährig passierbare Straße nach Puerto Cabezas, auf der die Menschen rund 24 Stunden in alten amerikanischen Schulbussen unterwegs sind und die bei starken Regenfällen auch mal tageweise nicht passierbar ist. Da die Regenzeit, der „Winter“, rund 9 Monate in RAAN dauert und der Sommer nur von März bis Mai besteht, mussten wir auf das Flugzeug umgesteigen.

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12-Personen-Propeller-Maschine

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Blick auf den Regenwald

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Die Sitzreihe vor uns

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Blick auf Bilwi / Puerto Cabezas

In Bilwi wurden wie von Juan Carlos abgeholt, er arbeitet in der Kooperative COOSIPBAA (Cooperativa de Producción Agroforestal del Bloque SIPBAA, also eine Agrar/Fortwirtschafts-Genossenschaft) mit der wir die kommenden 3 Monate arbeiten werden. Er ist Mískito aus dem Bloque SIPBAA (die Abkürzung steht für die Anfangsbuchstaben der sechs indigenen Gemeinden). Juan Carlos studiert mithilfe eines Stipendiums derzeit in Mexiko „nachhaltige Forstwirtschaft“ und ist aktiv in diversen indigenen Interessenvertretungen sowie zum Thema der nachhaltigen Forstwirtschaft. Er reist viel herum und spricht beispielsweise auf internationalen Kongressen. Er brachte uns zu Carmen, einer Porteña, die bei der Cooperativa Masagni arbeitet, die wiederum über der COOSIPBAA steht und ein wichtiger Akteur in der Region Puerto Cabezas ist. Wir können für die kommenden 3 Monate ihr Haus bewohnen, welches in der nicht ganz ungefährlichen Stadt inmitten einer kirchlichen Bildungs- und Essenseinrichtung für Jugendliche mit Wohnheimen liegt und somit relativ sicher ist. Das Haus hat neben dem Wohn- und Küchenraum zwei Schlafzimmer und ein Bad. Wir haben Strom – auch wenn dieser insgesamt etwa den halben Tag ausfällt. Die  Häuser in Puerto Cabezas haben keine kommunale Wasserversorgung, sondern einen eigenen Brunnen. Das Wasser wird aufwändig mit Strom ins Haus befördert und dann kommt das Wasser aus allen Rohren, so dass wir selten duschen und stattdessen Eimer-Wäsche betreiben. Trinkbar ist das Wasser ebenfalls nicht, wir  müssen welches kaufen oder haben Chlor-Silber-Tabletten zur Wasseraufbereitung, da das Wasser kontaminiert ist beziehungsweise parasitär ist. Manchmal kochen wir das Hahnwasser auch ab, aber Parasiten könnten dabei noch überleben, so dass wir in der letzten Zeit nur noch Wasser kaufen und in den Comunidades behandeln. Leider gibt es im Haus allerhand Tiere: Unmengen an Ameisen, hin und wieder Kakerlaken sowie auch Mäuse und Ratten und natürlich Moskitos. Allerdings war das Haus bei unserem Einzug auch alles andere als sauber und unter der Spüle lagen alte Kochbananen, eine wahrlicher Insektenherd! Auf den Bildern seht ihr das Haus bei unserer Ankunft.

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Mein Bett

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Der Wohnraum

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Der Wohnraum

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Die Kueche – ungeputzt!

 

Am Freitag erkundeten wir mit Juan Carlos die Stadt und machten erste Erledigungen. Er brachte uns sogar in den lokalen Hafen, der für uns Ausländerinnen ansonsten wohl verschlossen geblieben wäre. Von hier aus tauchen auch die Langustentaucher, dazu erzähle ich vielleicht ein anderes mal mehr.

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Das Baseball-Stadion

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Der Hafen

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Julia und Juan Carlos im Hafen

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Blick auf den Strand – der leider zu gefaehrlich ist fuer uns alleine

 

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Juan Carlos singt fuer uns

 

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Abendstimmung ins unserem Barrio Loma Verde

 

Wir wollten bereits am Freitag-Mittag in den Bloque SIPBAA aufbrechen. Wir verabredeten uns zum 14 Uhr an einer nahen Straßenkreuzung, denn dort sollte der Bus vorbeifahren. Carmen jedoch sagte uns, bei einer Tankstelle am Stadtrand wäre es sicherer, dass der Bus uns auch mit nimmt. So liefen wir zwei mit vollen Rucksäcken und Essen und vor allem Trinkwasser für mehrere Tage los. Nach mehr als einem Kilometer bei rund 30 Grad und tropischer Schwüle setzten wir uns dann in einer Taxi zur Tankstelle, den Taxifahrer kannten wir vom Vormittag schon. An der Tankstelle angekommen hieß es, der Bus sei bereits weg… Das machte uns natürlich sehr unruhig, immerhin wollte Juan Carlos darin sitzen. So fuhren wir ein drittel Mal mit dem Taxifahrer und trafen zu unserer Erleichterung Juan Carlos vor unserer Tür. Er war nicht in den Bus eingestiegen, da der aufgrund eines katholischen Festes in den Comunidades maßlos überfüllt war und die Bevölkerung sogar schon auf dem Dach saß. Der Bus nach Butku – die Comunidad in der die COOSIPBAA ihren Sitz hat und auch Juan Carlos‘ Eltern wohnen – fuhr nur einmal am Tag. So standen wir am Samstag um 4 Uhr morgens auf – hier leben die Menschen mehr nach der Sonne – und machten und gegen 5 Uhr Richtung Busbahnhof auf. Um 6 fuhr der Bus nach Santa Marta. Die Comunidad liegt als letztes an der ganzjährigen Straße, von dort können wir Butku innerhalb von 3 Stunden zu Fuß erreichen. Gegen 8 Uhr erreichten wir Santa Marta, dort begann gerade das katholische Fest, es wurde der Patron des Ortes sowie das Jubiläum der Gründung gefeiert. Es war ein sehr heißer Tag, so dass sich der junge Priester bereit erklärte uns nach Butku zu fahren – zu unserer Erleichterung. Wir glauben, dass er uns zwei Europäerinnen auch ganz toll fand 😉 Denn als hellhäutige Frauen sind wir hier schon eine wirkliche Attraktion, denn Tourismus gibt es in RAAN quasi nicht. Zur Zeiten der spanischen Kolonialisierung der Pazifikküste, dominierte hier Großbritannien. Es war zweitweise britisches Protektoriat und anschließend regierten von Großbritannien eingesetzte Miskito-Könige. Erst ab 1905 gehörte die Karibikküste zu Nicaragua. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich hier amerikanischen Unternehmen an. Sie schafften Arbeitsplätze und zu dieser Zeit war es tatsächlich einfacher in die USA reisen als in Nicaraguas Hauptstadt. In den 1970ern mussten die amerikanischen Unternehmen im Zuge der sandinischtischen (sozialistischen) Revolution das Land verlassen. Die Karibikbevölkerung konnte natürlich die Beweggründe der Sandinisten – die von der Pazifikküste stammen und ein ganz anderes Lebensumfeld haben – natürlich nicht verstehen. Somit reagierten die Mískito, die karibische Bevölkerung sowie die wenigen Mestizen mit der „Contra-Revolution“. Eine Errungenschaft dieser Bewegung sind die zwei autonomen Regionen an der Karibikküste. Bis heute ist der amerikanische Einfluss an der dominierenden anglikanischen Kirche spürbar, zudem haben sich in der Sprache Mískito einige englische Worte (in Mískito-Aussprache) eingeschlichen. Beispielsweise die Zahlen, die in Mískito ein etwas komplizierteres System haben oder „modernere“ Wörter oder auch Begrüßungen und Entschuldigungen. In RAAS, in der autonomen Region im Süden Nicaraguas leben überwiegenden ethnische Gruppen die aufgrund des Sklavenhandels aus Afrika hergebracht wurden. Die Amtssprache ist dort heute noch englisch, und die Stadt Bluefields sowie die Corn Islands erinnern an die Zeit.

Um wieder zurückzukommen zum Ausgangspunkt, hier halten sich überwiegend amerikanische Personen auf und so wird uns häufig „hallo“,  „goodbye“ oder „i love you“ hinterher gerufen. Zusätzlich ist hier der Machismo sehr stark ausgeprägt, vielleicht nehme ich ihn aber auch nur mehr wahr als in Südamerika, da wir grundsätzlich nur zu zwei Frauen unterwegs sind und Julia mit ihren blauen Augen sich noch mehr anhören muss als ich es schon tue.  Leider musste ich auch schon die Erfahrung machen, dass mir ein Mann beim vorbeigehen fest an den Arm faste. Ich erschrak unglaublich und ich habe mich sehr verletzt und beleidigt gefühlt. Ich musste eine Weile daran knabbern…

Naja zurück zu Butku. Der erste Tag in Butku war sehr lang und sehr entspannend. Wir haben viel geschlafen, entweder in einem der Betten oder auf der Terasse und die Idylle dieses magischen Orts genossen. Am Nachmittag, als die Hitze etwas nachließ, haben wir Butku erkundet und das verschlossenes COOSIPBAA Büro. Butku besteht quasi nur aus Wohnhäusern von 45 Familien und vereinzelten landwirtschaftlichen Gebäuden, wie einem Gewächshaus und einer Holz-Lagerhalle sowie zwei Grundschulen. Die Häuser sind auf stelzen gebaut, da die Mískito („Fischer“) ursprünglich an den Flüssen gelebt haben. Die Höhe schützte zum einen vor den Fluten sowie vor den Tieren. Die Häuser in Puerto Cabezas sind überwiegen immer noch so gebaut, mehr kulturell als zweckgebunden. Unter den Stelzen ist häufig Lagerraum, dort leben die Tiere oder es hängen Hängematten. Früher waren die Häuser aus Palmen und Bambus gebaut, doch die Umweltkatastrophe durch den Hurrikan Felix 2006 (Kategorie 5 von 5) zerstörte die Häuser und nun bestehen fast alle Häuser aus Holz und einem Blechdach. In den Comunidades gibt kein Strom, nur Juan Carlos‘ Familie hat einen Raum mit Licht durch ein Solarpanel auf dem Dach und eine Steckerleiste. Die Menschen im Dorf können dort für ein kleinen Preis ihre Handys aufladen. Zudem gibt es kein Wasser, sondern ein Waschhaus mit einem Bottich voll Brunnenwasser sowie eine Latrine (Plumpsklo). Wir gingen bereits um 7 und somit kurz nach Sonnenuntergang ins Bett und standen bei Sonnenaufgang  gegen 5 Uhr wieder auf. Zum einen lebt die Bevölkerung Butkus nach der Sonne und zum anderen hatte ich keine Oropax bei mir, die Tiere waren wirklich total laut. Nachts klefften die Hunde und am 4 krähte der Hahn neben beziehungsweise unter uns. Zudem hörte man auch alle anderen Tiere wie die Hühner, Kühe, Schweine, Katzen, Salamander und allerhand Insekten, vorne voran die Moskitos.

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Butku – Das haus von Juan Carlos Eltern

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chillen auf der Terasse

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Butku – die Terasse

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Butku – Das Waschhaus

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Butku – die Latrine

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Butku – die Kueche

Sonntag Vormittag erkundeten wir alleine weiter Butku, da Juan Carlos in der Nacht seine Mutter beim Holzverkauf begleitet hat. Die Bevölkerung des Bloque SIPBAA lebt heutzutage überwiegend von der Forstwirtschaft, also der Abholzung von Regenwald. Diese wird von der COOSIPBAA koordiniert. Juan Carlos und seine Mutter Sie waren in der Nacht noch zurück nach Santa Marta gelaufen und am Morgen wieder zurück. Nach einer ausgiebigen Mittagspause liefen wir die 3 Stunden nach Santa Marta zu dritt. Dort war am Abend wieder das Jugend-Kirchenfestes.

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COOSIPBAA

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Bloque SIPBAA

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Bloque SIPBAA, Butku

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Bloque SIPBAA, Butku

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Bloque SIPBAA, Butku

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Bloque SIPBAA

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Bloque SIPBAA

 

Santa Marta gehört nicht zum Bloque SIPBAA, da der Ort erst später durch Mískito aus „La Mískitia“ in Honduras gegründet wurde. In Santa Marta angekommen gingen wir in eine Lagune am Dorfrand baden – gemeinsam mit vielen Mískitos sowie Moskitos! Anschließen auf dem Fest überraschte uns unser erster starker Regen der Regenzeit. Innerhalb von wenigen Minuten stand die Gemeinde unter Wasser und es kühlte stark ab. Eigentlich war unser Plan, mit Taschenlampen in der Nacht zurück zulaufen, doch der Regen war wirklich zu stark. So konnten wir im Pfarrhaus übernachten.

Am Montag Morgen standen wir um 6 Uhr auf um im Regen Richtung Butku aufzubrechen. Leider hatte ich keine Regenjacke und Hose dabei und noch keine Gummistiefel gekauft. Mein Poncho und meine Schuhe waren dem starken Regen leider unterlegen. Unsere Taschen packten wir in Plastikbeutel und wechselten uns ab sie auf dem Rücken oder Kopf zu tragen. Im Regen und ohne Hitze brauchten wir für die Strecke nur etwa zwei Stunden. Es regnete den restlichen Montag und kühlte stark ab, es war mal eine Abwechslung zu der anstrengenden Hitze. Dafür schlüpfen jetzt die ganzen Moskitos – eine Plage! Ein Stich am Fußgelenk ist so angeschwollen, dass mein Fuß wie bei einer Verstauchung schmerzt und trotz langer Kleidung und Repellente haben uns ein paar Mücken erwischt.

Am Montag hatten wir zudem unsere erste Begegnung mit der Kooperative. Wir, also Juan Carlos, Julia und ich stellten dem Präsidenten der Kooperative sowie zwei Mitgliedern unsere Planung für die kommenden 3 Monate vor. Julia und ich werden mithilfe  von insgesamt 15 Workshops mit dem Vorstand sowie 2 von den 6 Gemeinden (Panua und Butku) die Grundlage für eine Strategieplanung sowie einen Kommunikationsplan für die Kooperative aufstellen. Ich werde später nochmal, wenn das Projekt richtig angelaufen ist, mehr über unser ASA-Projekt und den Hintergrund, vor allem dem Hurrikan Felix, berichten.

Am Nachmittag liefen wir in die andere Richtung des Bloque SIPBAA und schauten uns Sangnilaya an. Sangnilaya ist die Größte der sechs Gemeinden und hat eine kleines Geschäft (tiendita) sowie ein Internetcafé in der Grundschule, welches mit Solarstrom betrieben wird. Handyempfang gibt es auch dort jedoch nicht.

Am Dienstag fuhren wir wieder nach Puerto Cabezas. Unser Bus fuhr um 6 Uhr, so dass wir bereits um halb 5 aufstanden und mit wunderbarer Morgensonne belohnt wurden.

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Morgenstimmung

In der Stadt angekommen verbrachten wir den Tag damit, zunächst zweimal in die Stadt zu fahren um einzukaufen und anschließend gründlichst das Haus zu säubern und somit von Ungeziefer wie Kakerlaken zu befreien. Da das Haus aus umbehandeltem Holz gebaut ist und alle Tiere gerne in diesem tropischen Klima leben, werden wir wohl nie ganz ohne Kleinsttiere hier wohnen:  Termieten, Mini-Ameisen, Spinnen und natürlich die Moskitos. Naja und Mäuse und Salamander. Aber immerhin keine Kakerlaken mehr, naja überwiegen keine mehr und weniger Ameisen und Krabbelviecher. Wir haben alle alten Lebensmittel im Haus verbannt und unsere Lebensmittel lagern in einem Eimer oder im Kühlschrank. Auch unsere Kleidung ist verpackt, da in Julias Rucksack nach einem Tag bereits ein Mini-Ameisenbau bestand – sehr ekelhaft! Außerdem haben wir allen Müll entfernt. Hier gibt es jedoch keine Müllentsorgung, so dass alle ihren Müll im Garten verbrennen und es ständig nach brennendem Plastik riecht… damit kann ich mich wirklich nicht anfreunden, aber den Menschen bleibt nichts anderes übrig, wenn sie nicht ihrer eigenen Müllhalde hausen wollen.